"Kinder brauchen Grenzen!" - Brauchen Kinder Grenzen?

  • von Janette Glahé
  • 09 März, 2018
Der Satz, "Kinder brauchen Grenzen", den André Stern in seinem Gespräch mit Jeannine Mik von "Mini and Me" so schön auflöst, zeigt, dass wir im Grunde noch am Anfang einer Veränderung der Haltung dem Kind und der Kindheit gegenüber stehen.

Er ersetzt nur ein Wort in diesem Satz und sofort wird die Aussage fragwürdig und erhält einen faden Beigeschmack. "Frauen brauchen Grenzen".
Nun gut, noch in den 50er, 60er und teils auch 70er Jahren war all zu klar, dass man vermeintlich wusste, was Frauen brauchten und vor allem was sie nicht durften.
Diese Grenzen der Frau gegenüber und die damit einhergehende Haltung wurde glücklicherweise sukzessive bis in die heutige Zeit nahezu aufgelöst und verändert.
Einiges, wie die Diskussion über gleichen Lohn bei gleicher Arbeit für Männer und Frauen oder die #metoo Bewegung zeigen zwar, dass hier noch Handlungsbedarf besteht, dennoch wurde schon viel erreicht und bewegt.

Da sich Kinder, zumindest bis zu einem gewissen Alter, in ihren Rechten und der Wahrung ihrer Würde nicht selbst vertreten oder emanzipieren können, ist es unsere Aufgabe die Sicht auf das Kind, die eigene Haltung der Kindheit gegenüber zu hinterfragen und gegebenenfalls zu ändern.
Was wissen wir schon was Kinder brauchen? Genauso wenig, wie wir wissen was Frauen brauchen. Jeder Mensch ist in seinem Dasein einzigartig und eine einzige allgemeingültige Antwort auf diese Frage recht fragwürdig, im Grunde nicht möglich.
All zu schnell kann der Satz "Kinder brauchen Grenzen" eine verquere Machtausübung dem Kind gegenüber sein, anstelle eines verantwortungsvollen Handelns in der Gemeinschaft.

Ein Kind nicht über die rote Ampel laufen zu lassen, obwohl es das möchte oder es davor zu bewahren seine Hand in den Papierschredder zu halten, liegt in der Verantwortung desjenigen, der den größeren Erfahrungshorizont hat.

Ein Kind zum Objekt seiner Vorstellungen, Maßnahmen und Bestimmungen zu machen, ist wie jeden anderen Menschen zum Objekt seiner Vorstellungen, Maßnahmen und Bestimmungen zu machen. Es fühlt sich komisch an. Ein Gefühl von Fremdbestimmtheit, Enge, Nichtgutsein und Nichtgesehenwerden stellt sich ein.
Selbstbestimmtheit und Freiheit rücken damit in den Hintergrund.

Brauchen also Kinder Grenzen, so wie Frauen Grenzen brauchten?

Das ganze Interview von Jeannine Mik von "Mini and me" mit André Stern zur Ökologie der Kindheit:

https://www.youtube.com/watch?v=CgOxTqo3c90&feature=share
von Janette Glahé 23. Mai 2018

Mehr beiläufig als beabsichtigt ist mir der Begriff und Hashtag #vertrauenstattangst (#trustnofear) in den Sinn und die Idee dazu gekommen.

Eine übergeordnete Haltung zu den Themen Schwangerschaft, Geburt, Babyzeit, Kindheit, Bedürfnisorientierte Elternschaft, Kindergarten, Schule, Bildung, Gesellschaft. Es ist das Resultat, bzw. das Fazit aus den gesammelten Beiträgen, Vorträgen, Artikeln und Erkenntnissen der Autoren, die mich bewegen und meiner eigenen Erfahrung.

So ist letztendlich alles darauf zurück zu führen und der Schlüssel für vieles mehr zu vertrauen, anstatt Angst zu haben. Sei es das Vertrauen in sich und seinen Körper während Schwangerschaft und Geburt, mithilfe von Methoden des Hypnobirthing, die ich angewendet habe, die bedürfnisorientierte Begegnung mit dem Kind, in Bezug auf Stillen, Beikost, Schlafen, Tragen, Wickeln, Weltentdecken, Lernen.

Die wunderbare Idee der freien demokratischen Schulen, die ich befürworte, oder/ und das Vertrauen in sich selbst etwas gestalten und schaffen zu können, Problemen mit Lust anstelle von Frust zu begegnen, sie als Herausforderung zu sehen, um sich immer weiter zu entwickeln und aus dem Leben Vertrauen zu schöpfen.

#vertrauenstattangst 

Aber woher kommt diese Angst? Wie können wir wieder vertrauen?

Wir leben in einer Gesellschaft, die an vielen Stellen von Angst getrieben ist. Nicht augenscheinlich, denn man schaut sich um und denkt, uns geht es sehr gut. Wir leben in einem Wohlstandsland mit sicherem Sozialnetz. Es droht kein Krieg, Ressourcen sind noch genügend vorhanden und unsere Kinder wachsen behütet auf. Es fehlt uns an nichts.

Auf den ersten Blick scheint das richtig zu sein. Doch schaut man genauer hin, sehen wir an den meisten Stellen in unserer Gesellschaft, dass Angst immer wieder vor Vertrauen gesetzt wird.

Intuitiv auf sich und seinen Körper hören und darauf vertrauen, die eigenen aus sich heraus kommenden Signale entsprechend zu deuten, fällt uns zunehmend schwerer.

Aufgefallen ist es mir und wurde mir sehr bewusst in meiner Schwangerschaft und in Vorbereitung auf die Geburt. Die Schwangerschaftsvor SORGE beim Arzt ist so engmaschig und zeitlich so straff getaktet, sodass wenn man zu Beginn noch angstfrei in eine Schwangerschaft hineingegangen ist, durchaus und nicht selten Gefahr läuft, voller Ängste aus der Schwangerschaft hinaus zu stolpern.

Ärzte wollen sich in alle Richtungen hin absichern, aus Angst vor möglichen Regressansprüchen. So versuchen sie alles Mögliche, um bei Abweichungen der Norm nicht als Schuldige dazustehen und sind dadurch bemüht, sich durch viele Kontrollen und Maßnahmen abzusichern.

Das Ergebnis ist oft eine verunsicherte Frau, die die Verantwortung für ihre Schwangerschaft und Geburt in die Hände der „Fachleute“ legt, aus Angst einen Fehler zu machen, der dem Kind schaden könnte.

Angst siegt über Vertrauen.

Ich habe mich so gut es ging aus der ärztlichen Vor SORGE heraus gezogen, angstgetränkte Kommentare aus dem Umfeld leise und mein Bauchgefühl und meine Intuition lauter gestellt und Vertrauen ins Leben gehabt.

So bin ich auch ganz unausweichlich mit den Themen Hypnobirthing, Geburtshaus, Hausgeburt, Alleingeburt, etc. in Berührung gekommen, was mir am Ende eine wunderschöne und selbstbestimmte, interventionsfreie und natürliche Geburt beschert hat.

Siehe mehr zum Thema in meinem Artikel Hypnobirthing:

https://www.teilzeitheldin.de/hypnobirthing-finde-in-deine-kraft  

Der enorme Anstieg der derzeitigen Kaiserschnittrate und das fast ausschließliche Gebären in Krankenhäusern, sowie das sich angewiesen fühlen auf Fachpersonal bei Geburt und der Beziehungsentstehung zwischen Mutter und Kind und die engmaschige Betreuung in Schwangerschaft und bei der Geburt sind für mich unter Anderem Ausdruck einer Gesellschaft, deren Angst etwas falsch zu machen, zu versagen oder zu scheitern viel größer ist, als das Vertrauen in sich selbst, in die eigene Intuition zu haben und das Ausleben seiner Selbstwirksamkeit und Selbstbestimmtheit.

Diese Angst zieht sich weiter durch das Babyalter und die Kindheit, ins Schulalter und die Arbeitswelt und wir alle wurden durch sie geprägt und leben mit und in ihr.

Doch eine neue Bewegung, eine Generation von Neudenkern macht sich meines Erachtens auf den Weg. Befasst man sich mit dieser Bewegung, sieht man wie viele schon diesen Weg gehen und eine Veränderung bewirken wollen.

Bei der Bindungsorientierten Elternschaft und dem damit verbundenen Achten auf die Signale und Bedürfnisse des Babys in enger Beziehung zueinander, ist so etwas wie „Windelfrei“, Tragen, Langzeitstillen, „BabyLedWeaning“ und Familienbett , etc. im Grunde gar nicht mehr wegzudenken, eigentlich unausweichlich fürs gesunde und geborgene Wachsen und Zusammenleben. Hier liegt der Fokus mehr auf dem Vertrauen als auf der Angst.

Diese Bewegung und Haltung dem Kind gegenüber, ist eine Haltung des Vertrauens, der Intuition, ohne diese jene Angst, die uns von uns selbst entfernt und lähmt.

Da gibt es für mich keine Frage des Erziehungsstils, sondern für mich beinhaltet diese Haltung eine Begegnung von Mensch-zu-Mensch, in der es zum gelingenden gemeinsamen Zusammenleben Spielregeln gibt, die beide Seiten zu achten haben und die im Miteinander individuell ausgehandelt werden. Eine Begegnung zwischen zwei Menschen, wo der eine rein durch seine längere Anwesenheit mehr Erfahrungen gesammelt hat, als der Andere, ohne Wertung, ob sie gut oder schlecht, richtig oder falsch sind. Und der Andere die Möglichkeit hat noch viele eigene Erfahrungen zu sammeln, wenn er möchte, mit Unterstützung des Anderen. Ab dem Moment siegt Vertrauen über die Angst.

Wir alle oder zumindest die meisten von uns haben das gegenwärtige, konventionelle Schulsystem durchlaufen. Mit Einschulung in die 1. Klasse (meist 6 Jahre) wird dem Schüler mit rasanter Geschwindigkeit zu großen Teilen seine Eigenverantwortung, Selbstbestimmtheit und Entdeckerfreude und Gestaltungslust, mit der aus sich heraus entstehenden Motivation, abtrainiert. Das Kind wird unweigerlich zum Objekt der Belehrungen und Maßnahmen und Bewertugnen des Lehrers.

Noch freudig lernend ohne Noten und größerer Bewertung und Maßregelung in der 1. und 2. Klasse, fangen Kinder spätestens in der 3. Klasse, (wissenschaftlich auch belegt) mit Einführung der Noten und dem Bewertungssystem und Schreiben von Tests und dem Fächerwahn an, ihre Freude am Lernen zu verlieren und finden Schule zunehmend anstrengend, stressig, doof.

Ein notwendiges Übel, welches man ab jetzt die nächsten Jahre über sich ergehen lassen muss.

Das was Schule übergeordnet heute noch vermittelt ist, Funktionieren nach vorgegebenem Plan, in der dafür vorgegebenen Zeit, mit Wiedergabe der dafür vorgesehenen Inhalte, im Idealfall in Form der EINEN Masterlösung.

Aber so funktioniert Leben nicht, nicht mehr im 21. Jahrhundert.

Die Selbstwirksamkeit, Selbstbestimmung und das eigene für sich als sinnvoll erachtete Entdecken, Erfahren, Verstehen und Gestalten sind an konventionellen Schulen Randerscheinungen und hinderlich bei der reinen Wiedergabe des gelernten Stoffs aus dem Lehrplan.

Immer wieder höre ich in meiner Arbeit mit jungen Menschen, dass die Schule heute nichts oder nur wenig mit dem wahren Leben zu tun hat. Wenn das doch schon der Großteil erkannt hat und die Hirnforschung schon seit vielen Jahren auch wissenschaftlich fundierte Beweise liefert, dass Lernen, so wie es an konventionellen Schulen betrieben wird, wenig Sinn macht, wann fangen wir denn an etwas zu ändern? Müssen 13 Jahre Schule denn so vergeudete Zeit sein, aus der man nach Abschluss nach einer Zeitspanne von 3-4 Jahren nur noch knapp 10 % von dem weiß, was man gelernt hat? (Diverse Studien haben dies belegt). Ich finde diese kostbare Zeit zwischen dem 6. und 18. Lebensjahr kann besser genutzt und gelebt werden.

„Stell Dir vor, es ist Schule und alle wollen hin!“

(Margret Rasfeld – Ehemalige Schulleiterin der Evangelischen Schule Berlin Zentrum, Mitbegründerin der Initiative ‚Schule im Aufbruch‘, Buchautorin und aktive Bildungsinnovatorin)

Wenn ich jetzt die Haltung meinem Kind gegenüber in die Haltung #vertrauenstattangst umgekehrt habe, brauche ich auch eine Schule, einen Kindergarten, eine KITA, die diese Haltung #vertrauenstattangst vertritt und lebt.

Eindrucksvoll schaffen das meiner Meinung nach die freien demokratischen Schulen. Die „Schools of Trust“. Seit den 2000ern sind sie auf dem Vormarsch, sie gelten meist nur als Ersatzschulen und sind privat geführt. Eltern oder/ und Pädagogen, die sich selbst auf den Weg gemacht haben, eine Schule der Zukunft aufzubauen. Meist erst nach jahrelangem Genehmigungs- und Finanzierungskampf auch eröffnen konnten. Nena führt mit drei weiteren Gründern seit 2007 ebenfalls eine solche demokratische Schule die „Neue Schule Hamburg“. (nach dem Sudbury-Modell)

Es scheint als steckten diese Schulen noch in den Kinderschuhen, aber es passiert ganz viel.

Diese Schulen sind Orte, an denen die Kinder keine Lust haben in die Ferien zu gehen, sie werden in Subjekt-Subjekt Beziehungen wahrgenommen und ihnen wird auf Augenhöhe begegnet. Eigenverantwortung, Eigenorganisation, Respekt, Selbstwirksamkeit, Gestalten, Entdecken, sich zurechtfinden, Lernen durch Spielen und Erfahrungen mit anderen machen und teilen, stehen im Fokus dieser Schulen.

Die Kinder werden nicht zurecht gezogen, mit Wissen gefüllt, benotet, geprüft, ständig bewertet und zu Objekten von Belehrungen gemacht.

Freie Demokratische Schulen haben ein großes Sozialgefüge und meist gibt es, weil alle demokratisch mit entscheiden, mehr Regeln als in „normalen“ Schulen.

Es ist kein ewiger Spielplatz mit Bergen von Süßigkeiten und Kindern außer Rand und Band.

Es ist ein Ort wo jeder individuell, in heterogenen (altersübergreifenden) Gruppen, gemeinsam und/oder alleine sich in seinem Tempo, zu seiner Zeit, auf seine Weise das aneignen kann, was ihm in dem Moment als sinnvoll erscheint. Sich tiefergehend mit einer Sache, einer Problemstellung, etwas völlig neuem zu beschäftigen, ohne durch einen 45-minütig getakteten Stundenplan, bevorstehende Klausuren oder Notendruck heraus gezogen oder verunsichert zu werden.

Eine Schule wie aus dem Leben, für das Leben. Lehrer sind dort keine reinen Wissensvermittler, sondern eher Coaches, Lernbegleiter und Helfende, wenn Hilfe benötigt wird.

Unsere Gesellschaft ist so durch die Angst der Bewertung, keine Fehler zu machen, sich der „Norm“ entsprechend zu verhalten, programmiert, in ewiger Konkurrenz zueinander stehend, dass wir so gehemmt sind einmal einen Fehler zu machen oder zu „verkacken“, dass der, der etwas nicht geschafft hat, als totaler Loser da steht und abgehängt wird. Doch Scheitern gehört zur natürlichen Entwicklung, zum Wachsen dazu. Die Selbstverantwortung und Selbstwirksamkeit der eigenen Gestaltungsfähigkeit wieder zu finden und das Entfalten der eigenen Potentiale gelingt nur dann, wenn ich dies auch schon in frühen Jahren erleben durfte.

Selbstständigkeit, Selbstbewusstsein, Teamfähigkeit, Kreativität und Lust am Lernen, Neugier und Spaß an der Veränderung aufgrund der eigenen intrinsischen Motivation, sind wünschenswerte Attribute, die große und moderne Unternehmen bei Bewerbern heute schon suchen. Es würde durchaus Sinn machen, dafür ausgelegte Schulen zu gestalten. Unabhängig davon bricht eine solche Schule einen Schüler nicht. Sie gibt ihm die Möglichkeit auf diese Weise generell fürs Leben zu lernen, nicht nur für eine Anstellung in einem Unternehmen und zeigt ihm, dass Vertrauen einen viel positiveren Effekt auf das eigene Leben und das Leben in der Gemeinschaft hat, als die Angst nicht zu bestehen.

Der Antrieb ist nicht das Lernen für gute Noten oder das Arbeiten für Geld, sondern das Lernen für sich und das Verwirklichen seines Selbst.

Kinder lernen laufen und sprechen, die höchste Lernleistung des Gehirns, ohne je eine Note dafür bekommen zu haben, ohne je einen Test dafür geschrieben zu haben, nur aus der Lust heraus, es können zu wollen, weil es in dem Moment Sinn machte, dies zu tun, um sich dadurch ein Stück mehr Welt zu erschließen. 

Dieses Vertrauen in das eigene Kind darf mit dem Schuleintritt nicht verloren gehen.

„Werde selbst die Veränderung, die Du in der Welt sehen willst“

Mahatma Gandhi

von Janette Glahé 4. Mai 2018

Der Tag beginnt fast immer gleich, die Uhr gibt den Takt vor und ich muss mich beeilen pünktlich um 8:00 Uhr auf der Arbeit zu sein oder in der Schule. Unter Umständen müssen bis dahin noch zusätzlich die Kinder versorgt sein, weil sie ja auch um 8:00 Uhr in der KITA oder der Schule abgegeben sein müssen. Ob ich will oder nicht!

Echt? Ob ich will oder nicht?!

Ein kurzes Aufflackern einer Frage nach der Richtigkeit unseres Tuns oder der Frage nach unserem persönlichen Sinn in diesem kostbaren Leben entsteht immer dann, wenn entweder für uns große Ereignisse passieren oder wir einen Moment stehen bleiben, aussteigen und mal kurz als Drohne aus der Vogelperspektive betrachtend über unser Leben fliegen. Wir haben einen Unfall, ein uns nahestehender Mensch wird schwer krank oder stirbt, eine Naturkatastrophe passiert, ein Kind wird geboren, eine Hochzeit besucht, Silvesternacht. Oder es ist einfach mal wieder viertel nach Acht Sonntagabends und wir fragen uns, wie schnell es jetzt eigentlich schon wieder Montag ist und eine neue unausweichliche Woche vor der Tür steht.

Was für einen Sinn hat mein Leben?!

Ich glaube viele Menschen fragen sich das zu bestimmten Momenten in ihrem Leben aber all zu viele derer, die sich das fragen, geben sich auch schnell selbst die Antwort, dass sie ja nichts ändern können, dass es jetzt nun mal so ist wie es ist und man da durch muss. Was kann man da schon groß ändern? Das Leben ist nun mal kein Ponyhof!

Und was, wenn doch?

Was wäre, wenn man sein Leben so gestalten könnte, dass man daran Freude empfindet, vielmehr noch dieses Leben in würdevoller Art und Weise lebt und einen wunderbaren Sinn darin sieht es zu leben? Gestalter seines eigenen Sein und Handelns zu sein. Die ganze Zeit. Dann kommt man dem Ponyhof schon recht nah.

Dafür müsste einem aber auch genau die eigene Würde bewusst sein. Das mache ich und das mache ich nicht. Das ist mit meiner Würde vereinbar, das widerspricht meiner Würde. Ich bin ein selbstbestimmtes Wesen, ein Subjekt, das die Fähigkeit besitzt zu gestalten, neu zu machen, zu verändern. Ich bin Gestalter meines Lebens. Immer!

Durch historisch entstandene hierarchische Gesellschaftsstrukturen und dem darin liegenden Schulsystem, das auf diese Gesellschaftsstruktur hin ausbildet, ist uns vielleicht schleichend, auch unbeabsichtigt und ohne bösen Hintergedanken dieser Gedanke, diese Fähigkeit abhanden gekommen, eine Veränderung scheint unmöglich. Wir erziehen unsere Kinder in dieses hierarchische Gesellschaftssystem hinein, damit sie sich darin zurechtfinden und funktionieren.

Seit ca. 10.000 Jahren gibt es diese hierarchischen Strukturen in unserer Gesellschaft. Mit dem Beginn der Sesshaftwerdung und der Anhäufung von Besitz und Eigentum wurden sie entwickelt. Zur Wahrung, Verteidigung und Bereicherung.

Diese Strukturen verhalfen uns zum Einen zu diesem Wohlstand wie wir ihn heute hier in unseren Breitengraden haben und zum Anderen entstand dadurch unsere heutige Leistungs- und Konsumgesellschaft.

Nur wer Leistung zeigt ist gut, wer viel Geld verdient, kann sich viel leisten. Ist besser gestellt und angesehen. Es geht immer um Aufstieg, verbessern, sich anstrengen, raus aus der Unterschicht in die Mittelschicht, raus aus der Mittelschicht in die obere Schicht. Sich was gönnen können, auch mal die anderen für sich arbeiten lassen. Performen, funktionieren, durchhalten.

Dabei machen wir uns so selbst jeden Tag automatisch zu Objekten unserer selbst oder werden von anderen zu Objekten gemacht, derer die uns was vorschreiben, uns formen, uns belehren, erziehen, maßregeln oder verändern wollen.

Doch wir befinden uns im Wandel. Das 21. Jahrhundert mit seiner Digitalisierung, dem zukünftigen Wegfall von vielen algorythmisierbaren Berufen und Arbeitsplätzen und dem schon bereits beginnenden Aufbruch der bestehenden Hierarchien an vielen Stellen, lässt ein Umdenken unausweichlich werden und braucht eine neue Form der Gesellschaft und somit eine neue Form von Schule und damit ein anderes Zusammenleben.

Selbstbestimmung, Achtsamkeit, Nachhaltigkeit, alles Begriffe, die heute einen regelrechten Boom erfahren.

Die hierarchische Struktur zwischen Mann und Frau ist aufgebrochen, der Familienvater als Clanoberhaupt, der über mehrere Generationen in der Familie bestimmt, ist nicht mehr zugegen, neue Unternehmen, Start-Up´s wollen flache Hierarchiestrukturen etablieren. Jeder soll sich einbringen. Jeder gestaltet mit. Jeder ist ein Teil des Ganzen.

Wenn die bestehenden Hierarchiestrukturen, dieses von Oben nach Unten delegieren und vorschreiben, nun immer weiter aufbrechen und so jeder in die Rolle kommt sich als ein wertvoller und selbstbestimmter, selbstverantwortlicher Teil des Ganzen, als Subjekt in der Gemeinschaft zu betrachten, der etwas verändern und gestalten kann, ist es falsch zu glauben, dass man wartet, bis die da oben in der Politik etwas ändern oder etwas besser machen. Oder die da oben sich jetzt mal was einfallen lassen müssten.

Nein, wir selbst haben es in der Hand. Jeder von uns kann sich mit anderen zusammentun und verändern, gestalten. So, dass es mit der eigenen Würde und der Würde der Anderen vereinbar ist, um seinem Leben einen wertvollen Sinn zu geben.

Diese Fähigkeit der Eigenverantwortung, Selbstbestimmung und in uns von Beginn an angelegter Gestalter- und Entdeckerfreude und Lernfreude darf eine Schule, oder KITA oder andere Einrichtung, die aufs Leben und zwar das kommende Leben und nicht das Leben vor 100 Jahren, vorbereiten soll, nicht verhindern oder zerstören.

Es sollen keine fleißigen Pflichterfüller und funktionierenden Menschen geformt werden. Das übernehmen zukünftig immer mehr die Maschinen, Computer und Roboter. Sondern es dürfen selbstbewusste, selbstbestimmte, Menschen hervortreten, die Lust am eigenen Gestalten, Entdecken und Lernen haben, als Subjekte anderen begegnen, weil sie selbst als Subjekt wahrgenommen und gesehen werden. Eigenverantwortlich, im Sinne der eigenen Würde handeln.

Ein System, das auf Belohnung und Bestrafung durch Zensuren und ständige Überprüfung des Vermittelten abzielt, der Drohung Sitzen zu bleiben und einen Katalog an Maßnahmen anwendet, dass man zu Einer/ Einem wird, der funktioniert und sich fügen kann, ist so was von überholt und nicht mehr zeitgemäß und bringt Menschen hervor, deren einzige Motivation es ist, für Geld zu arbeiten, um sich dann was leisten zu können, um sich wiederum selbst zu belohnen. Unsere derzeitige Leistungs- und Konsumgesellschaft.

Ich möchte nicht nur für Geld arbeiten, ich möchte nicht nur aufs Wochenende hin arbeiten, mir ein paar Tage Freizeit im Jahr gönnen können und meinen inneren emotionalen Mangel mit materiellen Gütern beseitigen und stillen.

Ich möchte das mir geschenkte Leben nutzen und es würdevoll mit einem mir persönlich Freude bringenden Sinn aufladen, der natürlich keinen anderen in seiner Würde verletzt.

Ich möchte, dass unsere Kinder die Möglichkeit erhalten, auf die Veränderungen des 21. Jahrhunderts so vorbereitet zu sein, dass sie selbstbestimmt und eigenverantwortlich handeln können und ihre Gestaltungs- und Entdeckerfreude behalten, um als Individuum in der Gemeinschaft kreativ agieren können und ihre Lernfreude nicht in einer Institution verlieren, die in den wegweisenden und prägenden Jahren ihres jungen Lebens oft nur als Wissensvermittler fungiert, mit ständiger Leistungskontrolle durch Prüfen und Abfragen, Belohnungs- und Bestrafungssystemen wie Zensuren und Sitzenbleiben und auf Defizite fokussiert ist, anstatt sich auf die Entfaltung der individuellen Potentiale der jungen Menschen zu konzentrieren. Und dies in einer Subjekt-Subjekt Beziehung.


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